Die beiden Kreisvorsitzenden des Bayerischen Lehrer und Lehrerinnenverbands (BLLV) Michael Oberhofer und Michael Braun sind schockiert und entsetzt. Alleine in Oberbayern fehlen im kommenden Schuljahr zwischen 800 und 1000 Vollzeitstellen im Bereich der Grund- und Mittelschule. Was heißt das ganz konkret für den Landkreis Erding?
„Wir werden sicherlich im Schuljahr 2022/23 in vielen Klassen keine voll ausgebildete Lehrkraft vor der Klasse sehen. Stattdessen werden wohl Lehramtsstudierende ab dem ersten Semester mit bis zu 20 Wochenstunden unterrichten und Akademiker, egal welcher Fachrichtung, ihr pädagogisches Glück versuchen oder Pensionisten und im weitesten Sinne Menschen mit pädagogischen Vorkenntnissen vor den Klassen und Lerngruppen stehen. Das ist ein Armutszeugnis und das Ergebnis einer vollkommenen Fehlplanung des Kultusministeriums. Das haben unsere Schülerinnen und Schüler nicht verdient! Wir haben schon vor Jahren gewarnt, aber es wurde immer wieder vom Minister beschwichtigt und der Mangel geleugnet! Im Jahreszeugnis geben wir dem Ministerium eine glatte sechs - einfach ungenügend, nicht mal mehr mangelhaft!“, so Braun und Oberhofer.
„Wenn nicht genügend Lehrende gefunden werden, geht die Giftliste in die nächste Runde. Unterrichtsversorgung kürzen, das heißt die Kinder haben weniger Unterrichtsstunden. Klassengrößen in der Mittelschule auf 30 erhöhen, keinerlei Teilungen bei den Gruppen der Fachlehrkräfte Werken und Gestalten, Förderstunden streichen, Deutsch-Vorkurs drastisch kürzen, Sportgruppen streichen oder aufblähen. Wir sind gespannt was noch alles kommt“, ärgern sich Michael Oberhofer und Michael Braun.
„Wir vermuten, dass jetzt die Kinder aus der Ukraine als Argument für den Lehrermangel vom Ministerium instrumentalisiert werden. Natürlich, das ist eine riesige Herausforderung, die wir, gerade auch im Landkreis Erding, engagiert angehen. Aber der eklatante Mangel an sich im Bereich der Grund- und Mittelschulen ist altbekannt, wurde aber immer wieder von oben negiert!“, so die beiden Kreisvorsitzenden.
„Gibt es eine schnelle Lösung?“ fragen die beiden. „Ehrlich gesagt nein! Das Schulamt in Erding strengt sich auch total an, aber wo wenig ist, kann man wenig verteilen! Langfristig geht es nur, wenn das Studium für die Grund- und Mittelschule attraktiver wird! Da reden wir natürlich auch über Bezahlung, aber auch von gesellschaftlicher und politischer Anerkennung unseres Berufsstandes!“ schließen die enttäuschten BLLV-Vertreter.