Der Hohe Fricken im Estergebirge thront mit seinem 1.940 m mächtig über dem Loisachtal mit seinem Gemeinden Farchant und Oberau. Um ihm aufs Haupt zu steigen, benötigt man ausreichend Schmalz in den Haxen. Denn von jeder Seite ist der Aufstieg eine zwar technisch leichte, aber dafür fast durchgängig steile Angelegenheit. Beliebt weil spektakulär ist der Aufstieg über die Kuhfluchtwasserfälle. Das Wort „Kuhflucht“ soll noch aus der Römerzeit stammen und vom lateinischen Wort „confluctum“ (Zusammenfluß) abgeleitet worden sein. Vor allem im Frühling zur Schneeschmelze bietet die Gruppe von drei Wasserfällen ein einzigartiges und imposantes Naturschauspiel. Als weitere Alternative bietet sich der Oberauer Steig an, der über das Frickenkar aufwärts bzw. wieder runterführt. Wer den Fricken überschreitet, wählt diese Variante für den Abstieg. Aber auch im Winter kann man dem Paradeaussichtsberg nördlich von Garmisch einen Besuch abstatten. Dafür sind die beiden genannten Varianten jedoch weniger geeignet. Zu riskant und zu rutschig ist der Aufstieg bei Schneelage und womöglicher Vereisung.
Besser geeignet für Winterbergsteiger und Schneetourengeher ist der etwas zahmere Südwestsattel. Ausgangspunkt für diese Tour ist Farchant. Den Bahnhof kann man bequem stündlich mit der Werdenfelsbahn von München aus erreichen. Von hier überquert man die Loisachbrücke und geht entlang der Esterbergstraße nach Süden bis zum Kurpark und der St. Florians Quelle. Gegenüber befindet sich in Winter ein kleiner Skihang für die Zwergerl.
Von hier geht es steiler über einen Bergsteig vorbei am "Radhaus Farchant" und "Spusis Rast" bergan, bis man den breiten Fahrweg zur Esterbergalm erreicht hat. Dem steilen Fahrweg folgt man, bis einen ein Wegweiser nach links in Richtung Hoher Fricken weist. Dieser Wegweiser kommt kurz nach dem Rechtsabzweig zum benachbarten Wank und ist nicht zu verfehlen. Die Aufstiegsroute ist meistens gut gepurt, nach Neuschneefällen muss man sich allerdings schon gescheit konzentrieren, um nicht im Tiefschnee zu landen. Am besten sollte man ein paar Schönwettertage abwarten, dann bekommt man relativ wahrscheinlich eine komfortable Spurenlage. Wenn man den langgezogenen Gipfelkamm erreicht hat, ist es nicht mehr weit bis oben. Nach 3 bis 4 Stunden - je nach Schneelage - hat man das Gipfelkreuz erreicht, und kann seinen Blick aufs Wettersteingebirge und Karwendelgebirge schärfen. Tief unten ist das Kloster Ettal im Miniaturformat zu bewundern. Der höchste Punkt des Frickens befindet sich übrigens paar Meter oberhalb des Gipfelkreuzes.
Ist noch Zeit und Lust vorhanden und stimmen die Bedingungen (d. h. Gipfelsattel ist gut gespurt), steht einer Verlängerung der Bergunternehmung natürlich nichts im Wege. Über den Kamm kann man in östliche Richtung ungemein aussichtsreich und spannend zum benachbarten Bischof stapfen, der mit seinen 2.033 m auch knapp die 2.000 Meter-Marke knackt. Diese weitere Anstrengung (ca 45 Minuten) zum zweiten Gipfel des Tages lohnt sich defintiv! Auf dem Rückweg muss man auch nicht den ganzen Weg wieder zurück, sondern kann bereits vom Sattel zwischen Fricken und Bischof in Richtung Garmisch/Esterbergalm absteigen. Aber auch ohne weiteren Gipfel ist der Winteraufstieg zum Fricken die Reise in den schönen Süden Oberbayerns wert. Einen faszinierenderen winterlichen Ausblick auf Zugspitze und Aiplspitze findet man in den Voralpen wohl kaum. Stefan Dohl