Veröffentlicht am 30.12.2025 09:17

Als die Bahn nach Isen fuhr: Erinnerungen an eine ehemalige Zugstrecke

Das Bahnhofsgebäude in Isen steht noch. Von hier aus konnte man bis 1968 mit dem Zug nach Haag, Lengdorf und sogar Pyramoos fahren. (Foto: bas)
Das Bahnhofsgebäude in Isen steht noch. Von hier aus konnte man bis 1968 mit dem Zug nach Haag, Lengdorf und sogar Pyramoos fahren. (Foto: bas)
Das Bahnhofsgebäude in Isen steht noch. Von hier aus konnte man bis 1968 mit dem Zug nach Haag, Lengdorf und sogar Pyramoos fahren. (Foto: bas)
Das Bahnhofsgebäude in Isen steht noch. Von hier aus konnte man bis 1968 mit dem Zug nach Haag, Lengdorf und sogar Pyramoos fahren. (Foto: bas)
Das Bahnhofsgebäude in Isen steht noch. Von hier aus konnte man bis 1968 mit dem Zug nach Haag, Lengdorf und sogar Pyramoos fahren. (Foto: bas)

Ob in Isen vor 60 Jahren alles besser war, können nur Alteingesessene beurteilen. Sicher ist, dass in Isen vor 60 Jahren noch einiges anders war. Die Marktgemeinde gehörte damals nicht nur zum längst aufgelösten Landkreis Wasserburg, sondern war auch noch mit der Deutschen Bahn erreichbar. Die Linie von Thann-Matzbach nach Haag hielt sogar in ein paar winzigen Dörfern.

1871 nahm die Königlich Bayerische Staatseisenbahn die Bahnstrecke München - Simbach in Betrieb. Vom Münchner Ostbahnhof führt sie bis an die österreichische Grenze und bindet dabei mit Dorfen, Hörlkofen oder Walpertskirchen auch Orte im Landkreis Erding ans Schienennetz an. Regionale Zentren wie Haag in Oberbayern und Isen fühlten sich durch die neue Linie allerdings abgehängt. Die örtlichen Entscheidungsträger wünschten sich daher eine weitere Bahnstrecke.

Am 14. März 1896 beschloss der Bayerische Landtag im Rahmen eines Lokalbahngesetzes tatsächlich den Bau einer neuen Bahnlinie, die vom Bahnhof Thann-Lengdorf nach Süden abzweigen und dann über Isen bis nach Haag führen sollte. Die kalkulierten Gesamtbaukosten betrugen rund 963.300 Mark. Die betroffenen Kommunen mussten davon 89.700 Mark für Vorarbeiten und Grunderwerb aufbringen. Der große Tag folgte dann am 27. September 1900: Mit einer Eröffnungsfahrt wurde die Strecke nach Haag freigegeben. Der Bahnhof Thann-Lengdorf hieß ab sofort Thann-Matzbach - denn Lengdorf hatte nun etwa einen Kilometer weiter südlich einen eigenen Halt. Heute ist davon nichts mehr übrig, doch die Straßennamen Am Bahnhof, Bahnweg und Bahnhofstraße erinnern an die Haltestelle, die damals außerhalb des Ortes lag.

Am heutigen Lengdorfer Sportplatz vorbei führte das Gleis über Mühlbach und Isen schnurstracks nach Süden, bis zur Abzweigung der Straße nach Penzing. Hier hielt die Bahn, das „Haager Bockerl“, planmäßig - der Weiler Penzing hatte eine eigene Haltestelle. Schließlich überschritt die Bahnstrecke die damalige Landkreisgrenze zwischen Erding und Wasserburg und erreichte den Markt Isen. Das Isener Bahnhofsgebäude an der Lengdorfer Straße steht heute noch. Auch, wo das Gleis verlief, ist in diesem Abschnitt gut erkennbar: Von Lengdorf über Steingassen nach Isen sowie von Isen über Wildenmoos nach Öd (Beginn in Isen zwischen Raiffeisenstraße und Josefsbergstraße) verlaufen heute Fuß- und Radwege anstelle der Bahntrasse.

Halte in Berging und Pyramoos

Nach dem Stopp in Isen hielt die Eisenbahn auf ihrem Weg nach Haag noch in Berging und Pyramoos und band zwei weitere sehr kleine Dörfer ans öffentliche Schienennetz an - in Berging, damals ein Gemeindeteil von Schnaupping, lebten nie mehr als 70 Menschen. Pyramoos, das heute zu Sankt Wolfgang gehört, war bis 1971 eine eigenständige Kommune im Landkreis Wasserburg am Inn. Der Haltepunkt Pyramoos lag etwa 700 Meter vom Dorfkern entfernt am Waldesrand. Auch eine Gaststätte gab es hier - heute befindet sich darin das „Café Haltestelle Pyramoos”. Die Bahn fuhr dann an Oberndorf vorbei, legte noch einen Stopp in Winden ein und endete schließlich in Haag. Das Bahnhofsgebäude der früheren Grafenstadt existiert nicht mehr.

Eine lange Geschichte war der Bahnstrecke von Thann-Matzbach nach Haag jedoch nicht beschieden. Nicht einmal 70 Jahren wurde hier Personenverkehr betrieben - „rekordverdächtig kurz”, befindet die Wasserburger Zeitung. 1954 hatte die Diesellok die Dampflokomotive ersetzt, doch schon 14 Jahre später kam das Aus für die nicht mehr rentable Bahnstrecke - die meisten Bewohner des Landstrichs waren längst auf das Auto umgestiegen. Am 28. September 1968 fuhr der „Schienenbus” nach Haag zum letzten Mal. Am 1. Februar 1974 stellte die Bahn den Gesamtbetrieb auf dem Abschnitt von Isen nach Haag ein. Von Thann-Matzbach bis nach Isen gab es noch bis Ende 1991 Güterverkehr, dann wurden auch hier die Gleise zurückgebaut. Und wenngleich mancherorts in Bayern alte Bahnstrecken reaktiviert werden - in diesem Fall scheint es ausgeschlossen...

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