Veröffentlicht am 22.12.2021 11:18

Besinnen wir uns, was eine Gesellschaft leisten kann

OB Max Gotz (Foto: Peter Bauersachs )
OB Max Gotz (Foto: Peter Bauersachs )
OB Max Gotz (Foto: Peter Bauersachs )
OB Max Gotz (Foto: Peter Bauersachs )
OB Max Gotz (Foto: Peter Bauersachs )

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Zuversicht zu verbreiten fällt schwer in dieser Weihnachtszeit - obwohl rund zwei Drittel der Bevölkerung vollständig geimpft sind, hat die Corona-Pandemie unser Land fester im Griff denn je. Nehmen wir uns daher die Zeit für einige grundsätzliche Gedanken und damit den Advent ernst als das, was er eigentlich sein soll: eine Zeit der inneren Einkehr.

Nachdenklich stimmt mich vor allem, dass die Pandemie das entscheidende Defizit unserer Gesellschaft eindeutig offenlegte. Große individuelle Freiheit, immenser Wohlstand sowie die Möglichkeit, in den sozialen Medien sein Weltbild nahezu ungefiltert artikulieren und festigen zu können, ließen den Egoismus stark anschwellen.

Die Folgen waren lange zu beobachten: gewaltiger Unmut gegenüber jeder Art von Veränderung im nahen Umfeld, wie sie zum Beispiel neue Straßen, Schienenverbindungen, Stromtrassen, ja sogar Kindergärten mit sich bringen; eine zügellose Anspruchshaltung gegenüber öffentlichen Institutionen und Verwaltungen bis hin zur Unverschämtheit; Beschimpfungen und Behinderungen von Einsatz- und Rettungskräften, wenn es galt zu helfen.

Herzlich bedanken möchte ich mich für ihren Einsatz und ihr Engagement beim medizinischen und Pflegepersonal in den Kliniken und Altenheimen, bei den Schulfamilien, bei der Polizei und den Rettungskräften, bei den sozialen Vereinen und allen, die durch ein Ehrenamt dafür sorgen, dass unsere Stadt so lebenswert bleibt, wie sie ist.

Die aktuelle Impfdebatte treibt die Entwicklung auf die Spitze. Indem viel zu viele eine Impfung verweigern, stellen sie ihre persönlichen Ansichten über das zweifellos berechtigte Interesse der Allgemeinheit und bringen andere in Gefahr. Denn eines muss uns klar sein: Ohne Impfen gibt es kein Zurück in die relativ unbeschwerte Zeit vor dem Frühjahr 2020. Und die Herausforderungen hören ja nicht auf, ganz im Gegenteil. Mit der eben erst vereidigten Bundesregierung ziehen die bestimmenden Themen der nächsten Jahrzehnte herauf: Klimawandel und Energiewende. Welche gewaltigen Umwälzungen sie zur Folge haben, ist oft erklärt worden. Aber ob sie sich mit der oben beschriebenen Haltung bewältigen lassen? Ich glaube nicht.

Was also ist zu tun? Gerade unsere Stadt macht mir Hoffnung, wenn wir uns darauf besinnen, was Erding über Jahrzehnte auszeichnete: seine Bürgergesellschaft. Deshalb darf Corona nicht die bewährten Strukturen in unserer Vereinslandschaft oder in den Nachbarschaften zerstören. Unser Blick muss jetzt allen Menschen gelten, die alleine leben und deswegen zu vereinsamen drohen. Obwohl uns wegen der Pandemie weiter Abstandsgebote begleiten werden, dürfen sie keine persönliche Distanz zwischen uns erzeugen. Und schließlich: Nehmen wir die Herausforderungen der Zukunft an und besinnen uns darauf, was eine Gruppe, eine Stadt, eine Gesellschaft zu leisten vermag!

So endet dieser Beitrag doch sehr viel zuversichtlicher als ich eingangs befürchtet habe und ganz so, wie es das christliche Weltbild verspricht. Wer sich im Advent auf sich selbst und die wesentlichen Dinge besinnt, erfährt an Weihnachten Erfüllung. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes 2022!


Herzlichst,

Max Gotz
Oberbürgermeister

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