Veröffentlicht am 30.04.2025 14:26

Eching ist krähenfrei

Falkner Leo Mandlsperger begeisterte nicht nur die Gemeinde-Verantwortlichen, weil Eching jetzt im Zentrum krähenfrei ist,  (Foto: bro)
Falkner Leo Mandlsperger begeisterte nicht nur die Gemeinde-Verantwortlichen, weil Eching jetzt im Zentrum krähenfrei ist, (Foto: bro)
Falkner Leo Mandlsperger begeisterte nicht nur die Gemeinde-Verantwortlichen, weil Eching jetzt im Zentrum krähenfrei ist, (Foto: bro)
Falkner Leo Mandlsperger begeisterte nicht nur die Gemeinde-Verantwortlichen, weil Eching jetzt im Zentrum krähenfrei ist, (Foto: bro)
Falkner Leo Mandlsperger begeisterte nicht nur die Gemeinde-Verantwortlichen, weil Eching jetzt im Zentrum krähenfrei ist, (Foto: bro)

Der italienische Gastwirt im Zentrum von Eching ist glücklich: „Endlich können wir wieder unsere Tische ins Freie stellen ohne Angst haben zu müssen, dass sie nach ein paar Minuten verdreckt sind vom Krähenkot!“ Pauline wohnt in der Böhmerwaldstraße, direkt hinter den Wohnblocks ist ein kleines Wäldchen, das bis vor zwei Monaten voll war mit Krähen. „Wir können jetzt wieder auf dem Balkon sitzen, es ist himmlische Ruhe, kein Gekrächze und nichts ist mehr vollgekackt.“ Geschafft hat das Falkner Leo Mandlsperger mit seinen Wüstenbussarden: Eching ist nach zwei Monaten krähenfrei!
„Es war nicht einfach, diese Entscheidung durch den Gemeinderat zu bringen“, sagt Bürgermeister Sebastian Thaler. Über 60.000 Euro gibt die Gemeinden in drei Jahren für den Falkner aus, daher ist er glücklich, dass Eching krähenfrei ist. „Hoffentlich bleibt das so“, sagt Thaler. Krähenkolonien sind in Eching seit 15 Jahren ein großes Ärgernis für die Anwohner. Neben der Lärmbelastung durch das intensive Krächzen hinterlassen die Vögel Exkremente auf Balkonen, in Gärten und Parkbänken. 176 Nester zählte man zuletzt im Gemeindegebiet, die größten Kolonien gab es in der Böhmerwaldstraße, rund ums Bürgerhaus und in der Danzigerstraße. Die Beschwerden im Rathaus waren massiv, berichtet Claudia Tischner von der Gemeindeverwaltung. Nun gab es endlich die Genehmigung für den Falkner Leo mit seinen Wüstenbussarden Gonzo, Fips und Zora.
Seit Anfang Februar tauchte Mandlsperger jeden Tag mehrfach in den Waldstücken, in denen die Saatkrähen ihre Nester gebaut hatten, mit den Bussarden auf. Vor den Greifvögeln haben die Krähen panische Angst, fliegen sofort auf und verziehen sich. „Wenn wir ein paar Tage Pause gemacht hätten, wären sie sofort wieder da – aber da wir jeden Tag kamen, zogen die Krähen langsam um in ein Wäldchen an der S-Bahn, im Westen von Eching“, berichtet der Falkner. Sein Ziel war, dass sie dort ihre Nester bauen und ihre Eier legen. „Sobald sie Eier gelegt haben, bleiben sie auch da. Das haben wir geschafft“, sagt Mandlsperger nicht ohne Stolz.

Vergrämung

Doch jetzt, so betont der Falkner, ist es ganz wichtig, dass man die Krähen an ihrem neuen Standort in Ruhe lässt. „Da brauchen die umliegenden Landwirte keine Angst haben. Die Krähen fressen nach wie vor an der gleichen Stelle wie vorher, sie brüten eben nur woanders.“ Wenn man Krähen erfolgreich aus bewohntem Gebiet vergrämt, bedeutet das nicht für die Bauern, dass sie deren Felder leer fressen. „Saatkrähen picken immer Körner und Samen aus dem Boden, das hat überhaupt nichts mit dem Standort der neuen Nester zu tun.“ Zudem, so Mandlsperger, ist das illegale Vergrämen von Krähen strafbar, kann richtig teuer werden.
Der Falkner ärgert sich darüber, dass es in den Naturschutzbehörden und -vereinen so viele vermeintliche „Fachleute“ gibt, die aus seiner Sicht vom Verhalten der Krähen keine Ahnung haben. „Die geben Empfehlungen, schreiben Gutachten und waren noch niemals vor Ort: Weder bei betroffenen Anwohnern noch bei der Vergrämung mit Greifvögeln“, sagt Mandlsperger. Aus seiner langjährigen Erfahrung mit Krähen, in der er aus 15 Gemeinden Krähen erfolgreich vergrämt hat, weiß er, dass Krähen immer mehr in die Städte und Gemeinden siedeln, weil sie dort einfach Futter finden. „Krähen gehören aber in die freie Natur, in Wäldchen außerhalb von Siedlungen. Wenn sie erst einmal im Ort gebrütet haben und man nichts dagegen tat, kommen sie immer wieder.“ Aus seiner Sicht helfen dann nur Greifvögel.
Heute ist der Falkner mit seinen Bussarden Fips und Zora sowie Falknerin Tini beim Kindergarten Sternschnuppe. Dort arbeitet Kindergärtnerin Lisa, auch eine Falknerin. Völlig fasziniert sehen die 100 Kinder samt Bürgermeister Thaler, wie die Bussarde den Falknern auf Pfiff folgen. Die großen Vögel schweben über die Kinder, landen auf deren Kopf oder Arm, wenn es der Falkner will. Alle Kinder wollen die faszinierenden Tiere natürlich streicheln.
Um den Vergrämungs-Effekt in Eching dauerhaft zu sichern, muss Mandlsperger in den kommenden zwei Jahren regelmäßig im Februar und März wiederkommen. „So lange, bis die Krähen wissen, dass sie außerhalb gefahrlos brüten können – im Ort aber die gefährlichen Bussarde warten.“

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