In den 1980er-Jahren wurde die Streuobstwiese in Eichenkofen angelegt, daneben ein kleiner Tümpel für Kröten, Unken und Frösche. 36 große Obstbäume – Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen und ein Walnussbaum – stehen auf der Wiese und werden seit 1993 vom Gartenbauverein Langengeisling gepflegt. Der frühere Umweltberater im Landkreis Erding, Anton Euringer, berichtete über die Streuobstwiese.
„Streuobstwiesen waren bis vor 100 Jahren für die Bauern Vorrat für den Winter: Äpfel sind lange haltbar, liefern dazu Most und Saft“, sagte Euringer.
Irgendwann stieg die Apfelnachfrage so enorm, da gab es in den Plantagen gezüchtete, niedrige Apfelbäume und Spindeln, von denen bis zu 2000 Bäume auf den Hektar passen. So verschwanden die mindestens 1,80 Meter hohen, einzeln stehenden Obstbäume auf den Streuobstwiesen, von denen nur 16 bis 20 auf den Hektar passen, weil sie um sich herum große Grasflächen benötigen. „Aus Dorfweihern und Streuobstwiesen wurde Bauland. Erst seit den 1970er-Jahren gibt es wieder Initiativen, Streuobstwiesen neu anzulegen und zu pflegen, den enormen ökologischen Wert zu erhalten“, so Euringer. Eine Streuobstwiese, die extensiv bewirtschaftet wird ohne chemischen Pflanzenschutz und Mineraldünger, bietet wertvollen Lebensraum für über 5.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten, darunter spezialisierte und bedrohte Arten. Streuobstwiesen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas, werden sogar als „Hotspots der Biodiversität“ bezeichnet.
Eine Streuobstwiese bietet Fledermäusen und Bilchen Höhlen und Rückzugsräume für Jagd, Winterquartier und Aufzucht. Vögel und Insekten nutzen sie als Lebensraum und Nahrungsquelle. Halsbandschnäpper, Gartenrotschwanz, Steinkauz, Wendehals, Grün-, Grau- und Mittelspecht, aber auch zahlreiche Meisenarten sind Höhlenbrüter. Sie brüten in den Baumhöhlen alter hochstämmiger Bäume. Spechte zimmern ihre Höhlen selbst, die anderen Arten ziehen in die verlassenen Bauten ein.
Besonders viele Höhlen bilden sich in Apfelbäumen, da diese eher von Pilzen besiedelt werden. Damit sich Vögel auf der Streuobstwiese wohlfühlen, brauchen sie außer den Baumhöhlen auch Totholz. Dort leben Insekten, welche die Vögel als Nahrung nutzen.
Unter der groben Borke von Apfel-, Birnen-, Kirschen- und Walnussbäumen wuseln Insekten, die der Specht als Nahrung nutzt. In Hecken und Gebüschen, in Mauerritzen oder in Holzhaufen in der Umgebung der Streuobstwiese versteckt sich ein Schlaraffenland an Käfern, Raupen und anderen Krabbeltieren für die Vögel.
Die kleineren Vögel sind dann wieder Nahrungsquelle für Greifvögel, wie Sperber und Turmfalke. Streuobstwiesen wirken positiv auf das Kleinklima, indem sie Wind reduzieren, Sonneneinstrahlung mildern und Luftfeuchtigkeit erhöhen. „Ein Baum auf der Streuobstwiese hat einen Wasseraustausch im Jahr von bis zu 600 Liter“, so Euringer.
Die Wiesen liefern natürlich auch Obst: Apfel, Birne, Zwetschge, Kirsche, Quitte, Walnuss und Wildobst, wie Vogelkirsche, Eberesche oder Speierling und Esskastanie.
„Viele Früchte sind nicht zum sofortigen Verzehr geeignet, man muss sie einige Zeit liegen lassen – dann sind sie fantastisch.“ Nur wo blütenreiche Wiesen wachsen, gibt es genügend Insekten zum Jagen für die Vögel.
Eine Streuobstwiese sollte daher nur zweimal im Jahr gemäht werden, das erste Mal spät, etwa im Juni. Bei der Mahd lässt man Blühstreifen stehen.
„Durch diese Streifenmahd finden Insekten das ganze Jahr über Nektar und die Vögel freuen sich über das üppige Nahrungsangebot“, so Euringer. Schmetterlinge, Käfer, Grashüpfer und Wanzen erspähen sie von einem erhöhten Punkt aus im niedrigen oder unregelmäßig hohen Gras des Unterwuchses. Ameisenpuppen sind die Leibspeise von Wendehals, Grau- und Grünspecht, manche Vögel fressen nur spezielle Schmetterlinge.
„So ist die Streuobstwiese die perfekte Speisekammer für Tiere und uns Menschen!“