„Nit auszusprechen noch zu beschreiben ist es, keiner, ders nit gesehen, kanns nit glauben“. So spürbar erschüttert schreibt 1634 ein Zeitzeuge, der Forstverwalter des Klosters Ebersberg, die ungeheuren Gräuel nieder, die auf dem örtlichen Marktplatz und im Kloster verübt worden sind. An dieses schlimmste Massaker in Ebersbergs Geschichte erinnert, nur einen Steinwurf weit vom Ort des Geschehens entfernt, der Pöringer Historiker Peter Maicher am Montag, 23. Juni, um 19.30 Uhr in einem Lichtbildervortrag beim Historischen Verein für den Landkreis Ebersberg. Titel: „Der 30-jährige Krieg in und um Ebersberg“.
Doch das Massaker mit hunderten Toten, mit Plünderung und Zerstörung war nicht das Werk feindlicher Schweden, sondern eigener kurfürstlicher Soldaten. Dieses Geschehen ist Ausfluss einer mörderischen Mixtur aus Politik, Religion, Machtstreben, Habgier, die unter dem Stichwort „30-jähriger Krieg“ nur höchst unzureichend erfasst wird.
Der Forscher stellt die lokalen Ereignisse, das Leiden des Landvolks im Ebersberger Raum von Markt Schwaben bis Glonn und Zorneding in der Zeit von 1618 bis 1648 in den Zusammenhang der europäischen Großmächte-Politik. Er erläutert, wie und warum es zu diesem Krieg gekommen ist, dem schrecklichsten in Europa vor den beiden Weltkriegen.
Ein Krieg, entzündet im Gegensatz der Konfessionen, aber nach Maichers Überzeugung beileibe kein Religionskrieg. Denn sonst hätte das katholisch regierte Frankreich nicht zusammen mit den lutherischen Schweden gegen die von Wallenstein und Tilly geführte katholische Streitmacht der Wittelsbacher und Habsburger gekämpft. Und der lutherische Graf Georg von Maxlrain wäre nicht mit seinen Bauern, Jägern und Holzknechten gegen seine schwedischen Glaubensgenossen gezogen.
Der furchtbare Krieg hätte, so der Geschichtsexperte, weitaus eher beendet werden können, schon 1623 oder 1635, wenn nicht ausländische Mächte sich in den deutschen Konflikt eingemischt hätten, um für sich dabei ein politisches Schnäppchen zu ergattern; was ihnen im Westfälischen Frieden 1648 auch weitgehend gelungen ist.
Für Friedensfeiern fehlten den Überlebenden im von Krieg und Pest verwüsteten Land Kraft und Mittel – beschrieben vom Dichter Gryphius mit Zeilen wie „Trauerklage des verwüsteten Deutschlands“, „Thränen des Vaterlands“.
Um Not und Tod zumindest für kurze Zeit zu vergessen, stürzen sich manche in ausgelassene Lustbarkeiten, Motto: „Hurra, wir leben noch!“. Dem Kurfürsten missfällt das. Wiederholt rügt er seinen Pflegsverwalter in Markt Schwaben, weil der zu viel Laster und Liederlichkeit, Spielen und Zechen duldet. Und dass in den Augen der sittenstrengen Kurfürstin die Frauen zu kurze Röcke tragen, hätte dem kurfürstlichen Beamten fast das Amt gekostet.
Der mit über 60 meist historischen Abbildungen illustrierte Vortrag, zu dem alle Geschichtsinteressierten eingeladen sind, findet im Sitzungssaal des Ebersberger Rathauses, Marienplatz 1, statt. Der Eintritt ist frei.