Am Donnerstag, 13. November, wurde ein Mann in seinen Privaträumen verabschiedet, der nicht weniger als 58 Jahre durchgehend ehrenamtlich tätig war: Franz Götz. 2008 hatte ihm der damalige Bundespräsident Horst Köhler für seine treuen Dienste bereits die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Jetzt waren seine Fachbetreuerinnen, die Regierungshauptsekretärinnen Birgit Werrbach und Renate Poßiel vom Regionalen Standortmanagement Süd des Deutschen Wetterdienstes (DWD) Süd aus München nach Langenbach gekommen, um Götz noch einmal besonders zu danken und ihn aus dem Ehrenamt als Niederschlagsbeobachter zu verabschieden.
Mit im Gepäck hatten sie einen Geschenkkorb mit italienischen Spezialitäten und ein längeres Dankschreiben der Präsidentin des DWD mit Sitz in Offenbach, Professorin Dr. Sarah Jones. In ihrer Vertretung betont dabei die Vizepräsidentin des DWD, Dr. Renate Hagedorn, dass sie „mit Bedauern“ das Ausscheiden von Franz Götz zur Kenntnis genommen habe, denn seine freiwillige Arbeit seit dem 1. November 1967, könne „gerade in der heutigen Zeit nicht hoch genug eingeschätzt werden.“ Ohne den „unermüdlichen und freiwilligen Einsatz der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter könnte der Deutsche Wetterdienst (nämlich) wesentliche Aufgaben nicht wahrnehmen.“
Hagedorn definierte „Regelmäßigkeit und Vollständigkeit“ der Mitarbeit als „unabdingbare Voraussetzungen für eine erfolgreiche Beobachtertätigkeit“. Und diese Bedingungen habe Götz „in hervorragender Weise“ erfüllt – über einen Zeitraum von 58 Jahren. Die erbrachten „umfangreichen Beobachtungen und Messungen“ seien nicht nur für den DWD von Bedeutung, „sondern kommen auch dauerhaft der Wissenschaft und dem Allgemeinwohl zugute.“ Dafür dankte Hagedorn erneut „ganz herzlich“. Götz war für seine Arbeit bereits mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, eine hohe Auszeichnung, geehrt worden, die ihm im Januar 2009 in Langenbach ausgehändigt worden war.
Franz Götz berichtet, dass er eher durch einen Zufall zu dem Ehrenamt gekommen sei. Sein Nachbar sei nämlich Wetterbeobachter gewesen und er wollte aus dem Ehrenamt ausscheiden. Er habe ihn gefragt, ob er nicht sein Nachfolger werden wolle – er wollte! Am Wettergeschehen sei er bereits damals interessiert gewesen und auch heute lese er immer noch die Wetterberichte. Diese vergleiche er mit dem Wetter, wie es sich ereignet, „es stimmt fast immer genau!“ Zuletzt war er ausschließlich Niederschlagsbeobachter, das heißt, er erfasste jeden Tag, 365 Tage im Jahr, am Morgen die Regenmenge, die über den Tag in Langenbach niedergegangen war. Im Winter wurde zusätzlich gemessen, wieviel Schnee im Garten lag. Wenn er in Ausnahmefällen verhindert war, dann sprang seine Frau Annelies ein. In der Anfangszeit wurde etwa auch noch aufnotiert, wann erstmals Schnee gefallen war, wann zum letzten Mal Schnee vom Himmel fiel, und ob es zu Weihnachten Schnee gegeben hatte. Gewitter, Nebeltage, erster und letzter Nachtfrost, wie auch Besonderheiten, etwa die Isar-Hochwasser 2003 und 2005 waren wichtig. Götz kann u.a. auch belegen, dass die Niederschlagsmengen in Langenbach über die Jahrzehnte pro Jahr etwa gleich geblieben sind, nämlich im Schnitt um die 800 mm, dass aber bei insgesamt abnehmenden Ereignissen die jeweiligen Regenmengen ansteigen. 2005 z.B. war ein schneereiches Jahr, mit sechs Zentimeter Schnee an Weihnachten. 2010 regnete es stark, es gab 12 Gewitter. 2015 sogar 14.
Wahrscheinlich werde er jetzt immer noch morgens in den Garten geben, dorthin, wo die Regenmessstation gestanden hat, mutmaßt der 88-jährige ehemalige Polizeibeamte. Er stammt aus einem Bauernhof in Gaden, war als junger Mann in den Bundesgrenzschutz, heute Bundespolizei eingetreten, und dann zur Landespolizei gewechselt. Dort machte er Karriere bis zum Ersten Polizeihauptkommissar. Im Alter von 30 Jahren nahm er zusätzlich das Ehrenamt des Wetterbeobachters an. Einen Nachfolger wird Götz nicht haben, da die Automatisierung weiter fortschreitet.