Bier aus Ebersberg? Logisch! Aber Wein? Endlich wieder! Nach einem halben Jahrtausend gibt es wieder Wein aus Ebersberg. Wenn auch nicht für alle.
Tatsächlich ist die Weintradition in Ebersberg viel älter als die des Bieres. Schon im elften Jahrhundert und bis ins 16. Jahrhundert hinein vermerken die Annalen des Klosters Ebersberg den Weinbau. Der alte Flurname „Weinleite“ erinnert bis heute daran. Und jetzt, nach 500 Jahren, wieder: Oberhalb der Weinleite, auf dem Grundstück der Familie Prücklmaier in der Abt-Häfele-Straße 28, wachsen auf vier Terrassen rund 120 Weinreben. Wie das?
Durch Zufall! Zunächst nämlich lasen Evi und Ludwig Prücklmaier einen Zeitungsbericht über den Hobby-Weinanbau von Silvia und Manfred Ruopp. „Das könnten die doch auch bei uns machen“, dachten sich die beiden und sprachen die Ruopps an. Und die sagten nicht nur „ja“, sondern sorgten dafür, dass inzwischen 13 Ebersberger Winzerinnen und Winzer sind – im neu gegründeten Winzerverein Ebersberg.
Parallel dazu machten sich die Weinfreunde an die Arbeit: Boden analysieren, Jungreben beschaffen, Drahtspaliere montieren und was noch alles zu einem richtigen Weinberg gehört. Dazu kümmerten sie sich um die alten Reben entlang der Treppe, welche die vier Pflanzterrassen verbindet und aus deren Trauben ein erster Rotwein schon gekeltert ist. In den nächsten Wochen soll nun der zweite Jahrgang ins Gärfass kommen. Und ab nächstem Jahr hoffen die Vereinsmitglieder auf eine erste Lese der neuen Reben.
Natürlich blieben die Aktivitäten nicht unentdeckt. Immer mehr Neugierige erkundigten sich bei Vereinsvorstand Manfred Ruopp nach dem „Weinberg“. Bis auch Kreisheimatpfleger Thomas Warg hellhörig wurde und der neuen/alten Sehenswürdigkeit in Ebersberg einen Besuch abstattete. Schließlich gehört Wein aus Ebersberg zur Geschichte des Ortes – siehe oben – und passt ideal zu den Ebersberger Stadtführungen.
Und so kam es im Sommer dieses Jahres zum ersten öffentlichen Auftritt der Winzer: Organisiert von den Stadtführern Thomas Warg und Robert Bauer, besuchten der Verschönerungsverein und der Gartenbauverein die Weinterrassen. Während Thomas Warg die Verbindung des Weinanbaus in die mittelalterliche Zeit herstellte, erzählte Manfred Ruopp, wie es zum Winzerverein kam und was man sich hier vorgenommen hat. Und natürlich wurden die rund 35 Teilnehmer mit einem guten Winzervesper verköstigt.
Apropos Kostprobe: Kaufen wird man den Wein des Winzervereins wohl niemals können. Die zukünftigen Erträge teilen sich vielmehr die Vereinsmitglieder. An den Ebersberger Wein und seinen Anbau kommen Neugierige aber über die Stadtführungen heran. Interessenten melden sich bei Thomas Warg, Telefon 08092/336 601 oder E-Mail: thomas.warg@t-online.de, Näheres zum WINZERVEREIN gibt es bei Manfred Ruopp unter der E-Mail: manfred.ruopp@t-online.deBei Interesse soll noch vor der Weinlese Ende September eine weitere Weinbergbegehung ermöglicht werden.