Dieser Termin war eine große Freude auch für Landrat Helmut Petz: Er überreichte kürzlich die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland an Leopoldine Wilhelm.
Fast zwei Jahrzehnte lang hat Leopoldine Wilhelm ihren schwerbehinderten Ehemann gepflegt. Der Landrat überreichte der 78-Jährigen aus Dietersheim dafür nun die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. „Es ist mir eine große Ehre, diese von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier persönlich unterschriebene Urkunde aushändigen zu dürfen“, bekräftigte Landrat Petz.
Josef Wilhelm war 2001 Opfer eines brutalen Raubüberfalls geworden. Dabei erlitt er ein schweres Schädelhirntrauma und wurde zum Pflegefall. „Das hat unser ganzes Leben total verändert“, erzählt Leopoldine Wilhelm bei der Verleihung im Landratsamt Freising. „Dieser Mensch hat unsere Familie zerstört“, sagt Sohn Günther, der seine Mutter für die Ehrung vorgeschlagen hatte. Einige Zeit später erfuhren die Wilhelms, dass der Täter verhaftet und verurteilt worden war. „Es war für uns schon beruhigend zu hören, dass er für seine Tat bestraft worden ist“, so Günther Wilhelm.
Rund zwei Jahre verbrachte Josef im Krankenhaus und in Reha-Einrichtungen. „Nach zwei Jahren und einem behindertengerechten Umbau haben wir ihn dann heimgeholt“, erzählt Leopoldine Wilhelm. Von diesem Tag an pflegte sie ihren Gatten tagtäglich. „Alles andere war Nebensache. Ich war nur noch für meinen Mann da. Ich habe ihn keine Sekunde allein gelassen.“
„Für dieses aufopferungsvolle Verhalten danken wir Ihnen von Herzen“, sagt Landrat Petz. „Das, was Sie geleistet haben, ist vorbildlich und überhaupt nicht selbstverständlich.“ Die Verleihung der Verdienstmedaille solle ein Zeichen der Anerkennung sein, aber auch ein Signal an die Gesellschaft. Die Ehrung zeige, „dass Pflege und Familie einen sehr großen Wert haben“, fügt Echings Bürgermeister Sebastian Thaler hinzu.
Jahrelang war Leopoldine Wilhelm stets an der Seite ihres Ehemanns. „Wir sind sehr zusammengewachsen, waren ein Team.“ Im April 2020 ist Josef Wilhelm verstorben, seine letzten Tage verbrachte er im Krankenhaus. Ihn zu besuchen war wegen des ersten Corona-Lockdowns sehr schwierig. Dass er nicht mehr da ist, setzt Leopoldine zu. Die Verleihung der Verdienstmedaille aber gibt ihr Zuversicht und Kraft. „Das freut mich wirklich sehr.“